Mittwoch, 9. Februar 2011

Petersen und andere Namen


Da rankt sich im schönen Städtchen Jena alles um die Frage wie ein Platz der, in guter Tradition schon häufiger umbenannt wurde, (im NS hieß der Platz Adolf-Hitler-Platz, während der DDR Karl-Marx-Platz) nun weiter heißen soll. Der aktuelle Name "Petersen-Platz" bezieht sich auf den Jenaer Reformpädagogen Peter Petersen der, den Zeitgeist mitgestaltend, Anfang des 20. Jahrhunderts das "JenaPlan"-Schulkonzept schuf. Die heiße Diskussion dreht sich in Jena jedoch nicht um das Schulkonzept (die Jenaer Schule welche das Konzept verfolgt, hat sich wohlweißlich nicht nach dem Entwickler benannt) sondern um sein Verhalten während des NS. Die Einen behaupten, seine Verhalten wäre damals notwendig gewesen, die Anderen sehen in Petersen einen Vor-/Mitdenker des NS Staats. Als Parallele möchte ich dazu die Staufenbergstraße anführen die sich ebenso auf eine Person bezieht, die in der Zeit des NS weit entfernt davon war den faschistischen Staat zu kritisieren. Nur der Hitler, der gefiel dem Staufenberg nicht.

Klar ist ja, aus welchem Grund der Platz und die Straße so benannt wurden. Petersen soll damit für sein reformpädagogische Konzept und Staufenberg für seinen (missglückten) Anschlag geehrt werden. Ich bin mir sicher, beim Wühlen in der Lebensgeschichte vieler, nach denen Namen, Plätze, Gassen oder wer weiß was benannt wurden, finden sich dunkle Kapitel. Die Bennenung von Orten nach Personen um diese zu ehren wiedert mich jedoch im Gesamten an. Aufgrund eines asymetrischen Menschenbildes wird davon ausgegangen, dass bestimmte Personen herausragend ware, in ihrem Sein. Und andere eben nicht. Da wird nicht gefragt wie der nicht gewählte Stadtrat XY als Stadtrat gewesen wäre (vgl. Stadtrat Lehmann-Str in Jena Ost) oder ob Curt Unckel nicht nur deshalb ein für Jena wichtiger "Völkerkundler" wurde weil er es sich im Gegensatz zu der viel besser geeigneten Frau ABC leisten konnte nach Südamerika auszuwandern. Menschen die tolle Dinge tun haben sicher daran auch einen Eigenanteil. Aber Menschen verkacken es auch immer wieder. Und wie wichtig das "verkacken" gegenüber den "tollen Dingen" ist die sie tun, ist immer auch eine politische Frage. Eine Frau die Tolles tat, aber Ihre Kinder schlug wird inzwischen anders betrachtet als früher. Und Alan Turing wurde, nachdem er entscheidend zur Entschlüsselung deutscher Kriegsdepeschen beigetragen hatte, aufgrund seiner sexuellen Neigung verfolgt - inzwischen ehrt man Ihn. Ein anderes Beispiel ist Mutter Theresa (ich verweise mal nur auf den Wikieintrag). Ich votiere also für eine vollständige Abkehr von der Ehrung von Menschen für ihre tollen Taten, ich sehe das hanseatisch.

In Bezug auf den Petersen Platz in Jena halte ich jedoch die Umbenennung auch abseits meiner grundsätzlichen Ablehnung für angebracht. Selbst die JU hält die Beibehaltung für einen Widerspruch, fordert jedoch in einem Tweet vom 6. Februar 2011:

[..] "Keine Umbenennung des Petersenplatzes! Mit Widersprüchen leben lernen!"






Petersens rassistische (schriftliche) Äußerungen lassen sich nämlich nicht leugnen, und mit ihnen muss umgegangen werden. Wenn sich jetzt in Jena der ach-so antifaschistische Bürgermeister und der ihn dabei gerne unterstützende Stadtrat nicht für eine Umbenennung entscheiden können, dann unterstützen sie diejenigen, die zum Thema "böse, vergangene Nazizeit" möglichst gerne Richard Fish aus Ally McBeal zitieren würden: "Schwamm drüber!".


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