Samstag, 1. Februar 2014

Triggerwarnung

Dieser Text erscheint in der Reihe
"Lieber Spontan schreiben als grüblen, verschieben und sein lassen".

Einführung

Ich habe endlich meinen geistigen Knoten durchschlagen, warum mich Triggerwarnungen so aufregen. Die Lösung für war nicht etwa die Unnützlichkeit sondern die Nützlichkeit dieser Warnungen. Diese wiederum wurde mir durch die mediale Verbreitung der Bilder des gefolterten Ukrainiers Dmitro Bulatow (Achtung, harter Tobak: Link zur Bildersuche) endgültig bewusst.

Theorie

Zur Zeit ist es in manchen (Internet)Kreisen üblich vor Texten, Links oder Videos zu Bildern die kein flauschiges Leben beinhalten durch das Wort "Triggerwarnung" zu warnen. Dahinter steckt die Theorie, Menschen, die in der Vergangenheit eine schwere psychische oder physische Verletzung erlitten haben und weiterhin darunter leiden - Stichwort "Posttraumatische Belastungsstörung" (PTBS) oft fälschlich "Trauma" - von sogenannten "Triggern" - Auslösern oder Schlüsselreizen - , fernzuhalten.
Ein Standardbeispiel ist eine Person mit einer PTBS aufgrund einer Vergewaltigungserfahrung durch die erneute Konfrontation mit dem Thema Vergewaltigung eine Panikattacke erleidet. Diese Person soll vor der Konfrontation mit dem Thema und der damit verbundenen Reaktion geschützt werden.
An diesem Ansatz gibt es aber zwei Kritikpunkte: Erstens kann alles ein Schlüsselreiz sein, zum Beispiel ein Geruch, Jahrestag oder Lied. Eine Triggerwarnung hilft also tatsächlich wenig. Zweitens signalisiert dieser Umgang mit dem Thema PTBS die Ignoranz diesem gegenüber. Eine PTBS sollte nicht mit Vermeidungsstrategien behandelt werden. Tatsächlich ist eine besonders wirksame (Psycho-)Therapie die begleitete Konfrontation und Erinnerung an das traumatische Erlebnis.

Analyse

Triggerwarnungen werden häufig vor die Berichte von menschenverachtenden Praktiken gesetzt, zum Beispiel Diskriminierung oder Gewalt. Und solche Berichte sind je nach ihrer Heftigkeit tatsächlich nichts worauf ich ungewarnt stoßen möchte. Aber nicht, weil ich Angst vor einem Flashback oder einer Panikattacke habe sondern weil einem solche Berichte schnell Mal den Tag verderben. Es gibt Menschen die ziehen sich um vier Uhr früh allein in einem besetzten Haus einen Saw-Film rein. Und es gibt Menschen die nach der Lektüre eines Harry-Potter-Buchs zwei Tage nicht richtig schlafen können. Wahrscheinlich befinden sich die meisten aufgrund ihrer Suggestivkraft und dem Nervenkostüm irgendwo zwischen diesen Extremen. Wir müssen uns nicht ständig, ungefiltert und ungefragt mit der ganzen Scheiße dieser Welt bewerfen lassen. Auch als sozial verantwortlicher Menschen bin ich dazu nicht verpflichtet

Fazit

Der Name "Triggerwarnung" ist schlecht, denn er suggeriert einen völlig falschen Zweck dieser Hinweise. Besonders ärgerlich ist, dass die unsinnige Erklärung zu angeblichem Sinn und Zweck der Hinweise häufig ungeprüft wiederholt wird.
Tatsächlich wünsche ich mir aber viel Warnhinweise vor menschenverachtenden Wort-, Ton- und Bild-Berichten. Ich möchte in der Zeitung nicht unbedingt mit Bildern von Verstümmelten aus den Kriegszonen dieser Welt konfrontiert werden. Ich will nach einer Demo nicht immer minutiös von jedem Pfefferangriff und Schlagstockeinsatz der Bullen lesen müssen. Und ich will auch selbst entscheiden, ob ich mich in diesem oder jenem Text mit dem Greul einer Vergewaltigung beschäftige. Ja, ich möchte manchmal einfach die Freiheit haben im Kopf zu glauben, dass es sowas wie einen gute, warme und freundliche Welt gibt.
Gleichzeitig brauche ich auch weiterhin Mut mich mit der Schlechtigkeit dieser Welt zu Beschäftigen, hinzuschauen und uns einzumischen. Aber nur so lange, wie es für mich passt. Denn in dem Moment in dem es für mich nicht mehr passt, erleiden ich ein Trauma.

Sicherheit ist ein Kontinuum

Dieser Text erscheint in der Reihe
"Lieber Spontan schreiben als grüblen, verschieben und sein lassen".

Es scheint mir wichtig, gerade im Hinblick auf die zur Zeit erhöhte Aufmerksamkeit auf das Thema, darüber zu reden welche Sicherheit wir eigentlich erreichen können und wollen. Ich habe für mich drei Stufen gebildet die ich je nach Anspruch, Daten und Möglichkeiten anwenden möchte.
Weil das Thema gerade für Laien a) schwer zu Verstehen und b) notwendig zu Vermitteln ist möchte ich mit einer abstrakten Beschreibung beginnen.

Die vier Hoffmann'schen Stufen der Sicherheit


  1. Eine E-Mail zu schreiben ist, wie eine Postkarte zu verwenden
  2. Die nächste Stufe ist, die Postkarte in einen Briefumschlag zu stecken oder einen Brief zu schreiben. Das verhindert das automatisierte abfotografieren des Inhalts. Natürlich kann weiterhin die Absenderadresse automatisch erfasst werden und es ist ein leichtes für die böse Eve die Nachricht aus dem Umschlag heraus zu holen, nur geht es eben nicht mehr automatisch.
  3. Wenn ich mehr Sicherheit möchte packe ich die Nachricht in einen versiegelten Umschlag (hier hinkt die Analogie, weil ich keine technische Möglichkeit kenne ein physisches Objekt endgültig nur authorisierten Personen zugänglich zu machen).
  4. Als letzten Schritt für höchstvertrauliche Korrespondenz sichere ich den gesamten Prozess vom Schreiben der Postkarte bis zum Lesen ab. Das heißt ich vernichte die Schreibunterlage und den Stift um keine Rückschlüsse auf den Inhalt zu ermöglichen, ich schreibe in einem schallgeschützten Raum und versichere mich, dass mich niemand irgendwie dabei beobachtet und versichere mich, dass meine Kommunikationspartnerin ebenso vorgeht.
Bekannt ist, dass viele Leute gegen die Stufe 3 wittern weil sie nur Stufe 4 für ausreichend halten. Ich dagegen schlage vor, immer mindestens Stufe 2 zu verwenden weil es ein Anfang ist und nach dem 20/80-Prinzip schon ein deutlicher Sicherheitsgewinn.

Die Konkrete technische Interpretation am Beispiel Mail-Versand

Konkret auf das Beispiel E-Mail-Kommunikation bezogen bedeutet die Stufen:
  1. Ich schreibe eine E-Mail
  2. Ich schreibe eine E-Mail und verschlüssle symmetrisch oder mit einem ungeprüften Schlüssel oder sonst wie nur grundlegend
  3. Ich schreibe eine E-Mail mit einem geprüften, regelmäßig gewechselten, mit einem sicheren Passwort gesicherten Schlüssel.
  4. Ich schreibe eine E-Mail auf einem Rechner ohne Netzanschluss und Festplatte, betrieben mit OpenSourceSoftware gebootet von einem Live-System, dessen Integrität ich via Hash gesichert habe und verschicke den verschlüsselten Text dann von einem anderen Rechner.
Für die allermeisten Personen und Anlässe würde Stufe 4 einen nicht angemessenen Aufwand bedeuten und wäre schlicht nicht realisierbar (für manches aber doch). Mir ist aber wichtig, dass nur, weil wir nicht Stufe 4 realisieren, desshalb Stufe 3 und 2 noch lange nicht schlecht sind. Wenn wir alle anfangen würden unsere E-Mail-Kommunikation mit AES (einem symmetrischen Verschlüsselungsalgorithmus) und dem Absendedatum als Passwort zu verschlüsseln müssten Geheimdienste und andere Datenausspäher reagieren um ihre Wortlisten zu weiterhin pflegen zu können und das allgemeine statistische Rauschen des weltweiten Mailverkehrs zu bestimmen. Und wie viel leichter wäre es, von diesem Verfahren aus langsam mehr Sicherheit zu etablieren.
Es ist ebenfalls kein Sicherheitsverlust auf einem Android-Telefon ungeprüfte GPG-Schlüssel zu verwenden sondern oft ein Gewinn gegenüber dem Status Quo (wenn dieser immer noch auf Stufe 1 liegt).

Fazit

Wir sollten damit anfangen, all denen, die sich dafür interessieren einfache Werkzeuge in die Hand zu drücken. Es hilft deutlich mehr, wenn wir 20 Personen erklärt haben wie sie mit einfachsten Methoden Mails verschlüsseln, als fünf Personen wie GPG in allen Feinheiten funktioniert.
Eventuell brauchen wir eine Enigmail-Simple-Version (das GPG-Plugin von Thunderbird). Die hängt einfach an jede Mail den Public Key an. Die setzt standardmäßig kein Passwort für den GPG-Key. Die schaut vor jedem Mailversand nach, ob es auf den bekannten Key-Servern einen aktuellen Schlüssel für die Empfängerin gibt und verwendet den einfach. Die fragt nicht ob S/MIME oder inline, ob Anhang ja oder nein, ob Empfänger im BCC-Feld ein Problem sind. Die Verschlüsselt einfach nur. Und wenn der Gegenüber nicht verschlüsselt hängt sie ganz unaufdringlich einen kleinen Erklär-Text an die Mail. Von da aus das Niveau hochzuschrauben wäre schließlich immer noch einfach. Sicherheit ist kein entweder/oder, Sicherheit ist ein Kontinuum.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Kinderbetreuungsnormen

Ich habe mir heute für den Elternbeirat mal die Arbeit gemacht den Betreuungs-/Personalschlüssel für Kitas in Thüringen angeschaut

Gesetzesnorm


Nach § 14 Abs. 2 ThüKitaG stehen einer Betreuungseinrichtung pro Kind folgenden Ressourcen zu:
Kindesalter
in Jahren
Betreuungssschlüssel
in Päd. Fachkräften
Personalschlüssel (9h Betreuung)
in Vollzeitstellen (40h)
>11/4 = 0,2500,352
1-21/6 = 0,1670,234
2-31/8 = 0,1250,176
3-61/16 = 0,0630,088

Betreuungsschlüssel


Ich bin nur Elternteil und kein Pädagoge, deswegen kann und will ich zu den Zahlen nichts sagen, ich zitiere aber mal aus der Pressemitteilung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugenärzte 20091:
Unter Berücksichtigung des aktuellen Erkenntnisstands der Bindungsforschung, der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Anhaltszahlen des Kinderbetreuungsgesetzes der Europäischen Union empfehlen Kinder- und Jugendärzte folgenden Betreuungsschlüssel:
  • für Säuglinge von 9 bis 12 Monaten: 1 Betreuerin für maximal 2 Kinder
  • für Kinder von 12 bis 24 Monaten: 1 Betreuerin für maximal 3 Kinder
  • für Kinder von 24 bis 36 Monaten: 1 Betreuerin für maximal 4 Kinder
Die Empfehlung lautet also kurz gesagt: Doppelt so viel Zeit pro Kind!

Systematik des Personalschlüssels


Eine Vollzeitstelle hat 40h pro Woche also 8h pro Tag. Damit ist für die 9h Betreuung pro Tag eine Vollzeitkraft plus eine Achtelvollzeitkraft nötig. Der Betreuungsschlüssel wir also mit 1+1/8 = 1,125 multipliziert. Darauf werden dann (das steht da nicht, das habe ich ausgerechnet) 25% zum Ausgleich von Fehlzeiten durch Urlaub, Krankheit und Fortbildung hinzugerechnet. Ich habe mir die Begründung zum Gesetzentwurf angeschaut, dort steht nichts zur genauen Umrechnung:

TageGrund
30Urlaub2
2Fortbildung3
16,3Krankheit4
48,3Gesamt

48,3 Fehltage bei 251 Arbeitstagen5 bedeuten, dass ich pro Vollzeitstelle einen Fehlzeitenausgleichbedarf von einer 24%-Stelle habe.

Anmerkungen


In der Berechnung ist nicht vorgesehen, dass Angestellt im Kindergarten öfter krank werden, obwohl der Beruf a) sehr anstrengend ist (körperlich und seelisch) und b) Eltern ein Lied darüber singen können, dass Kinder ständig krank sind und so die Angestellten anstecken können. Leider habe ich keine Quelle für den Krankenstand bei Erzieher_innen gefunden.
Die Leitung eines Kindergarten kann sich nun Luft verschaffen in dem Sie Schließtage einführt, also Tage an denen keine Kinderbetreuung angeboten wird und Urlaub angeordnet wird (z.B.: zwischen Weihnachten und Neujahr), der Fehlzeitenausgleichbedarf reduziert sich so exemplarisch6 bei fünf Tagen auf 21%. Das bedeutet jedoch für die Eltern, je nach Berufshintergrund, erhebliche Betreuungsengpässe.
Was in der ganzen Rechnung fehlt - darauf hat mich erst die Begründung zum Gesetz (siehe nächster Abschnitt) gebracht - sind Arbeitszeiten die keine Kinderbetreuungszeiten sind, also Vor- und Nachbereitungszeiten (Aufräumen, Dokumentation, etc.). Ich habe mal ausgerechnet wie viel Zeit den Angestellten bei fünft Schließtagen und den oben verwendeten durchschnittlichen Krankheitstagen bleibt: keine 20 Minuten pro vollem Arbeitstag, also bei einer Gruppe Vierjähriger 75 Sekunden pro Kind. Für Teambesprechungen, Elterngespräche und mehr als die vorgeschrieben Fortbildungen steht dann aber keine Arbeitszeit mehr zur Verfügung.

Begründung des Gesetzes


In der 2005er Version des Gesetztes (Entwurf mit Begründung siehe Seite 65) war der Schlüssel in § 16 Abs. 2 festgelegt. Die Landesregierung bemerkte: "Zusätzlich zum kindbezogenen Personalschlüssel wird jeweils ein kindbezogener Faktor für Vor- und Nachbereitungszeit [..] berücksichtigt" - berechnete wurde pro Kind (unabhängig vom Alter) ein Bedarf von 0,0025 Vollzeitbeschäftigten, das sind sechs Minuten pro Woche oder 72 Sekunden pro Tag.
In der Begründung zum Update des Gesetzes 2010 (Seite 18), in dem der Fehlzeitenausgleich eingeführt wurde, steht lakonisch: "Weitere Ausfallzeiten finden ebenfalls Berücksichtigung."

Fußnoten

  1. Pressemitteilung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ e.V.) zum 15. Kongress Jugendmedizin vom 06. bis 08. März 2009 in Weimar
  2. Beispielhaft aus dem TVL 2012, ich weiß nicht wie Erzieher_innen angestellt sind, das unterscheidet sich auch sicher von Einrichtung zu Einrichtung.
  3. § 15 Abs. 4 ThüKitaG: "Die Fortbildung soll mindestens
    zwei volle Arbeitstage umfassen."
  4. Artikel in der WAZ vom 10.11.2011
  5. Berechnet sich nach "Benötigte Arbeitstage"/"Durchschnittliche reale Zahl Arbeitstage pro Vollzeitstelle" = "Benötigte reale Zahl Vollzeitstellen": 251/(251-48,3) = 1,238 Vollzeitstellen, ergo 24% Fehlzeitenausgleich
  6. Zum Beispiel 2012 in der Kita "Naturschwärmer" in Jena [Link]

Montag, 23. April 2012

Leben auf dem Land

Es kulminiert gerade wieder in mir zu einem Kommentar.

Zum einen war ich am Wochenende mit $Kind auf einer Feier auf im Umland, habe Urlaub auf dem Land gemacht und lebe in einer Stadt. Zum anderen wird über Benzinpreise, Pendlerpauschale und kostenlosen fahrscheinlosen ÖPNV diskutiert. Meine 2¢ zum fahrscheinlosen ÖPNV: Sinnvoll in der Stadt, auf dem Land nicht hilfreich weil hier ÖPNV eher ein Verfügbarkeits- als ein Kostenproblem darstellt (wer wie ich mal aufm Dorf gewohnt hat und nach 18:00 Uhr nicht mehr wegkam wird mich gut verstehen).

Es läuft darauf hinaus die Landbevölkerung sich selbst zu überlassen auf ihre Eigenverantwortung hinzuweisen und die Subventionierung des Landlebens zu streichen. Und - ich habe das noch nicht vollständig durchdacht - ich halt das für richtig. Der Staat ist die Organisation einer Gemeinschaft. Wer sich bewusst dieser Gemeinschaft durch Wegzug entzieht - und damit auch anderen Vorzügen der Stadt wie Kultur, gute Kinderbetreuung etc. aufgibt, der will offensichtlich wenig Menschen um sich herum haben. Das hat Vorteile, denn Menschen sind laut, stinken, verursachen Müll und schauen einen morgens im Bus schief an.
Es ist also ein Abschätzungsfrage, entweder ich ziehe aufs Land und habe dort meine Ruhe und kümmere mich aber auch eigenverantwortlich um Essen, Arbeit, Kultur, etc. oder ich lebe in der Stadt, genieße die Vorteile die ein Haufen von Menschen der mehr kann als die Summe der einzelnen Teile haben und Lebe mit dem Nachteil, dass um mich herum lauter Menschen sind.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Demo gegen Homophobe Dreckskacke

Folgende Mail schneite mir gerade in den Posteingang, wäre toll, wenn viele kämen…
(ich reposte das mal hier weil es das sonst nur auf Facebook gibt)

Liebe Mitstreiter,

noch gestern diskutierte Jena über Toleranz, Weltoffenheit und Imageverlust. Nur einen Tag später heißt es Handeln statt Reden!!!
Heute, werden diskriminierende und weltfremde Inhalte zum besten geben, die nicht unwidersprochen hingenommen werden können. Anlass ist ein Vortrag bei einer Jenaer "Burschenschaft".

Wir unterstützen folgenden Protestaufruf und laden alle ein, sich an der Kundgebung in weniger als 1 1/2 Stunden zu beteiligen!

19:00 Uhr LÖBDERGRABEN 9A, Haus der KDStV

-------------------- A U F R U F -----------------------------

Am heutigen Dienstag, den 6. Dezember wird die Publizistin Gabriele Kuby in der „Katholischen deutschen Studentenverbindung (KDStV) Saarland zu Jena“ einen Vortrag mit dem Titel „Gender-Mainstreaming - Verlust der Freiheit durch Freiheit ohne Grenzen?“ halten. Die Referentin ist bekannt für ihre diskriminierenden Äußerungen zum Thema Homosexualität und Gleichstellung. So bezeichnet Frau Kuby Homosexualität als Identitätsstörung und therapierbar, Aufklärungsprojekte hingegen als „Homosexualisierung von Kindern und Jugendlichen“. Als eine der Unterzeichner_innen der Marburger Erklärung spricht sie sich weiterhin gegen einen angeblich angestrebten Totalitarismus der SchwuLesBischen Vereine aus, der verhindert werden muss.

Der Verein „Vielfalt Leben – QueerWeg Verein für Jena & Umgebung e.V.“ ruft nun ab 19 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Haus der KDStV im Löbdergraben 19a auf. Unterstützt wird er hierbei durch den Arbeitskreis „Queer-Paradies“ am Studierendenrat der FSU Jena sowie durch die „Koordinierungsstelle des Jenaer Stadtprogramms und Kontaktbüro des Runden Tisches für Demokratie“ (KoKont).
Mit der Kundgebung wollen wir uns gegen Hassreden wehren und ein Zeichen für Akzeptanz setzen. Wir rufen alle zivilgesellschaftlich engagierten Menschen auf, sich dieser Diffamierung mittelalterlicher Denkart gegenüber einer angeblich „unchristlichen“ Minderheit zu erwehren.
-- --
KoKont Jena

Koordinierungsstelle und Kontaktbüro
im Jenaer Stadtprogramm gegen Fremdenfeindlichkeit,
Rechtsextremismus, Antisemitismus und Intoleranz

Löbdergraben 25 A
07743 Jena

Telefon: 03641- 236 606
Fax: 03641- 236 607
E-Mail: kokont@t-online.de
www.kokont-jena.de

- Ein Projekt in Trägerschaft des Bildungswerks BLITZ e.V. - 

Montag, 24. Oktober 2011

Lass uns über Geld reden…

Wann und mit wem?

Ich habe heute zwei Stunden mit meinem einem MLP Berater über Geld geredet. Etwas was ich sehr ungerne und nur selten mache. Ich mache das nicht deshalb nur selten und eigentlich nur mit ihm, weil ich besonders wenig (oder viel) habe - was heißt schon "haben" oder "viel"? -  sondern weil mir das Thema so unvertraut ist und es so unüblich ist darüber zu reden.
"Über Geld redet man nicht, man hat es"
Meine Eltern haben mit mir über Sex geredet, über Drogen und Politik, das war fruchtbar und wertvoll und ich will es nicht missen. Ich glaube sogar, dass ein Teil von dem was mich ausmacht auf dieser Offenheit Dinge zu besprechen fußt. Aber sie haben nie mit mir über Geld geredet, ich vermute, weil sie es auch nicht viel besser wissen, zumindest kann ich nicht einschätzen ob sie es besser wissen.

Ich kann muss mich entscheiden

Als ich noch Student war stellte sich die Frage nicht. Ich hatte genug Geld um zu leben und habe hin und wieder ein bisschen was zurückgelegt. Das habe ich dann spätestens zwei Monate später wieder ausgegeben, entweder für die Nebenkostennachzahlung oder für ein neues Handy. Aber ich verdiene inzwischen mehr Geld als ich ausgeben müsste, ich kann meinen Grundbedarf an Wohnung, Nahrung, Kommunikation und Kultur finanzieren und es bleibt übrig. Solange ich nicht darüber nachdenke werde ich aber auch das was übrig bleibt für genau diese Posten ausgeben. Statt Käsebrot Joeys Pizza, statt eines gebrauchten Laptops einen neuen und vielleicht hier und da ein Buch oder ein Kinobesuch mehr. Nichts substantielles aber deutlich mehr Lebensqualität.
Auf der anderen Seite steht die ungewisse Zukunft, es drohen mir Krankheiten, Unfälle, Pech und unausweichlich das Alter. Und wenn ich mit Versicherungsvertretern, Finanzberaterinnen rede klingt es so als ob mir morgen ein Sattelschlepper meine Hände abtrennt, mein Gebiss entzahnt , ich vom dunkelsten Burn-Out-Syndrom einer Depression heimgesucht werde und als ob Norbert Blüms „Die Rente ist Sicher” sich als Barth'scher Kalauer entpuppt.
Soll ich aus den vollen oder sparsam leben?

Trau! schau! wem?

Kann ich den als Stimmen der Vernunft verpackten Mahnungen glauben überhaupt? Sind die, die mir da Ratschläge geben nicht wie Taxifahrer in Ländern deren Schriftzeichen ich nicht lesen kann? Ich kenne nur grob das Ziel, aber weder die Straßen noch den Verkehr und mich beschleicht beständig die Angst, dass der Weg den Sie nehmen für mich nicht optimal ist? Denn natürlich leben die Beraterinnen und Vermittler von Provisionen und sind keine Altruisten, selbst wenn Sie das gerne behaupten. Vielleicht muss ich mich ja aber sogar in Ihre Hände begeben weil ich den Weg zum Ziel sonst nie erreiche? Vielleicht ist die unnütze Hausratversicherung der Preis dafür, dass ich mit 63, 67, 70 nicht mit einer mickrigen staatlichen Rente dastehe die mir Vollinvaliden gerade für die Busfahrkarte zur örtlichen Tafel reicht?
Ich weiß nicht ob ich eine Riester-Rente brauche? Mir ist schleierhaft Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen hoch vernünftig ist? Soll ich lieber jeden Monat Geld zurückzulegen um mir in naher oder ferner Zukunft Dinge zu kaufen für die meine Portokasse jetzt (noch?) zu klein ist? Wo soll ich sparen und wenn ja wie viel? Ich weiß es nicht und fühle mich in der komplexen Welt der Erwachsenen verloren, was ich brauche ist einen vertrauenswürdigen Freund. Aber den finde ich wohl weder im Büro meiner Hausbank noch bei einem Erstsemestersektempfang im Foyer der Universität.

Das private ist politisch

Nirgendwo prallen politischer Anspruch und Realität so deutlich aufeinander. Ich mache keinen Hehl daraus, dass es mir durchaus recht wäre wenn, lieber heute als morgen die ganze Kackscheiße den Bach runter ginge und durch etwas besseres ersetzt werden würde. Es soll Leute geben die sagen das wäre bereits passiert.
Wenn ich mein Geld anlege vertraue ich es Menschen an die versuchen damit mehr Geld zu erwirtschaften - sie teilen diesen Gewinn sogar mit mir. Nur ist mir das System aus Geld Geld zu machen doch höchst suspekt.
Exkurs (kann übersprungen werden): Um mit Geld Geld zu erwirtschaften muss das mehr durch etwas weniger an anderer Stelle ausgeglichen werden. Entweder zerstöre ich die Umwelt, oder ich erhöhe die Arbeitszeit, oder ich drücke Löhne oder lasse das Fließband schneller laufen. Apple macht ja bekanntlich aus guten Ideen Geld. Aber um wirklich Geld mit Apple zu verdienen muss Apple nicht nur weiterhin gute Ideen haben (denn diese Erwartung hat sich ja bereits im Preis der Aktie niedergeschlagen) sondern mehr, bessere und häufiger gute Ideen haben. Die einzige Alternative zur tatsächlichen Wertsteigerung ist die Hoffnung auf Wertsteigerung, damit können wir zwar auch aus Geld mehr Geld machen, aber das geht nicht unbegrenzt. Irgendwann wird ein Teil dieser Hoffnungen erfüllt - der andere Teil platzt aber und macht aus viel Geld wenig Geld.
Ich wünsche mir aber für mich und alle anderen Menschen weniger und leichtere Arbeit in einer intakten Umwelt. Diesem Wunsch steht also die Idee Geld anzulegen, Zinsen zu kassieren* und Steuern zu sparen diametral gegenüber.
*) Ich habe nichts gegen Zinsen an sich, ich bezahle einen Preis dafür, dass jemand anders das Risiko eingeht das Geld nicht zurückzuerhalten, aber diese Zinsen müssen eben wie oben beschrieben erwirtschaftet werden.

Fazit

Wie passt das also zusammen? Nach dem Gesetz der Trägheit müsste meine Angst Geld mit dem ich mein Leben jetzt schöner machen könnte zu verlieren, gepaart mit meiner ideologischen Ablehnung dazu führen, dass ich eben keine Rentenversicherung abschließe und mich nicht gegen die Gefahren des Lebens versuche abzusichern.
Auf der anderen Seite plagt mich das schlechte Gewissen, ich habe das Gefühl es sei vernünftig und erwachsen Geld zurückzulegen, für schlechte Zeiten, für das eigene Haus, für ein sicheres Auto. Was nun? Ich weiß es nicht, ich müsste mal mit jemand über Geld reden…

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Winzige Zeiterfassungs Software

Ich habe in Ermangelung von Lust und Zeit ein fremdes Projekt zu suchen, testen und dann zu verwerfen ein winziges (Web-)Programm zur Zeiterfassung mit PHP und MySQL zusammengehackt. Wollte ich nur mal fix bekanntgeben.
Screenshot gibt's vielleicht wenn das hier mal so richtig genutzt wird - wir werden sehen.